EverQuest 2
Mein erster Monat
Nachdem ich jetzt 1 Monat lang EverQuest 2 gespielt habe, möchte ich mal nen kleinen Bericht darüber abgeben.
Zuerst ist zu sagen, dass ich bei der Frage "Everquest 2 oder World of Warcraft" eindeutig EverQuest 2 den Vorzug geben würde. Und dafür ist nicht zuletzt die Grafik verantwortlich.
Aber der Erfahrungsbericht:
Angefangen hat es mit der kostenlosen Demo "Trial of the Isle", mit der man die Tutorial-Insel komplett spielen (aber nicht verlassen) kann. Später hab ich mir dann die "deutsche" Vollversion inklusive Erweiterung "Desert of Flames" und 30 Tagen zugelegt.
Die Charaktererstellung
Boah! Hammer!
Sage und schreibe 16 Rassen stehen zur Auswahl. Jede mit speziellen Eigenschaften und das Aussehen ist stufenlos über Hautfarbe, Körpergröße, Augenfarbe, Frisur und Haarfarbe anpassbar. Darüber hinaus können selbst Details wie Nasengröße, Kinnform, Mundwinkel, Ohrengröße und -Position und mehr stufenlos eingestellt werden.
Einige Rassen können zusätzlich Piercings oder Tatoos haben, bei manchen lässt sich das Alter einstellen...
Wie in WoW gibt es 2 Lager. Allerdings ist hier "Gut" und "Böse" vorgegeben. Einige Rassen können beides wählen, andere nur eine Seite (Dunkelelfen z.B. sind immer böse, während Waldelfen nur gut sein können).
Name eingeben (Zufallsnamen-Generator ist vorhanden), Server auswählen, los gehts.
Serverauswahl
Tja, da gabs die erste Enttäuschung. In der Demo standen zahlreiche Server zur Auswahl - in der Vollversion nur noch 2 deutsche Server, die in der Demo *nicht* zur Wahl standen. D.h. ich konnte meinen Demo-Charakter nicht wie versprochen übernehmen. (Es gibt zwar die Möglichkeit, Charaktere von einem auf einen anderen Server zu transferieren, jedoch verlangt Sony für diesen Dienst bis zu 50 US$ pro Charakter!!)
Nunja, damit abgefunden und einen neuen Charakter auf einem deutschen Server erstellt.
Sprache
Und dann den nächsten Reinfall erlebt. Auch wenn auf der Packung "Spiel und Handbuch auf Deutsch" steht, scheint das nur für das Handbuch zu gelten. Das Spiel selbst kann man ohne Englischkenntnisse nicht spielen. Schon deshalb nicht, weil man teilweise die deutschen Übersetzungen erst ins Englische zurückübersetzen muss, um deren Bedeutung zu erfahren. Den Sinn des Satzes "You get better at schlagwaffenverletzungsbedingtere!" verstehe ich trotzdem bis heute nicht. Dass mitten in Wörtern, Monsternamen und Texten auch mal Code zu sehen ist, der das Befolgen von Rezepten ohne Hintergrundwissen praktisch unmöglich macht, ist dabei noch das kleinste Übel.
Herstellungs-Statusfenster mit Code und Englisch/Deutsch Mischmasch darunter
Positiv ist mir aufgefallen, dass offenbar auch an der Übersetzung der Sprachausgabe gearbeitet wird. (Jeder NPC hat Sprachausgabe.) Allerdings ist das noch weit von einer Vollendung entfernt und so muss man damit rechnen, dass man zu einem deutschen Text eine englische Sprachausgabe bekommt, dann auf eine englische Antwort klickt, um dann einen englischen Text mit deutscher Sprachausgabe und einer völlig anderen Stimme zu hören. Die fertigen Übersetzungen sind ansonsten aber ganz gut gelungen und die Sprecher sind garantiert keine Amateure!
Umso weniger ist es begreiflich, dass, wenn man das Spiel genervt auf Englisch umstellen will,
zusätzlich zu den fast 7 GB nochmal 6 GB benötigt werden!!
ok, man kann das spiel dann zwar auf Englisch spielen, aber die deutschen Server stehen nicht mehr zur Auswahl.
Na danke.
Grafik
Nun, die Grafik ist natürlich etwas, worauf Sony mit Recht stolz sein kann. Allerdings nicht auf die dafür notwendigen Systemvoraussetzungen! Laut Sony gibt es noch keinen Rechner, der EverQuest 2 in voller Pracht flüssig darstellen kann. Mit meiner Hardware läuft Guild Wars wesentlich flüssiger, als Everquest bei ähnlicher Grafikqualität. (Guild Wars spiele ich auf maximalen Grafikeinstellungen bei 1280x768, Bei Everquest reicht es bei der selben Auflösung gerade mal für das untere Mittelfeld bei schlechtesten Texturen.)
Positiv dabei ist, dass man jedes winzige Detail selbst einstellen kann. Wieviele Charaktere in welcher Detailstufe angezeigt werden sollen, Sichtweite für Objekte, maximale Polygonzahl, Partikeleffekte, Umgebungseffekte, Animationsstufen, Stoff- und Schattensimulation, etc. etc.
Negativ dabei, dass man sein System leicht zum Absturz bringen kann, wenn sich ein paar Einstellungen widersprechen (zumindest ist das meine Erfahrung). Wenn zum Beispiel die maximale Dreiecksdichte nicht ausreicht, um die geforderte Sichtweite mit den gewünschten Effekten darzustellen, verabschiedet sich bei mir der Grafiktreiber, sobald ich mit einem Rechtsklick das Kontextmenü eines Objekts öffnen will. Manchmal reicht es schon, mit der Maus über ein entferntes Objekt zu fahren.
Nun, inzwischen scheine ich aber eine stabile Einstellung gefunden zu haben, mit der das Spiel einigermaßen was aussieht und trotzdem flüssig läuft.
Systemvoraussetzungen
Dazu sollte ich vielleicht noch sagen, dass ich anfangs "nur" 512 MB Arbeitsspeicher hatte, was den Mindestsystemvoraussetzungen entspricht. Die Ladezeiten waren enorm und das Geruckel stellenweise unerträglich! Manchmal hat man länger auf Ladebildschirme gestarrt, als man spielen konnte (Botenquests in der Stadt z.B.)
Seit ich auf 1 GB aufgerüstet hab, sind die Ladezeiten wirklich erträglich geworden. Ja ich gehöre inzwischen sogar zu den Schnell-Ladern in diesem Spiel. Auch das Geruckel durch ununterbrochenes Nachladen ist verschwunden. (Ich kann mit meinen derzeitigen Einstellungen aus 512 MB-Zeiten sogar ruckelfrei durch den Hafen von Qeynos laufen, der ansonsten die wohl berüchtigste Region für Ruckler darstellt.)
Qeynos Hafenstadt
Die Angabe 512 MB als Mindestsystemvoraussetzung halte ich also nicht für gerechtfertigt. Das selbe gilt für die Angabe der Grafikkarte mit 64 MB Grafikspeicher. Das ist viel zu wenig! Selbst mit meinen 128 MB muss ich auf hochwertige Texturen verzichten.
Ob die Angabe über den 1 GHz Prozessor stimmt, kann ichnicht beurteilen. Prozessorseitig gabs bei mir keine Probleme.
(Mein System: Centrino 1600 MHz, 1 GB DDR2 PC3200 RAM, 128 MB Ati Mobility Radeon X600 GraKa)
Community
Die Community ist nicht besonders groß auf den deutschen Servern (wer tut sich schon freiwillig
diese Übersetzung an?), oder eben gut auf der riesigen Map verteilt. Dafür ist sie unglaubich nett und hilfsbereit. Rollenspiel ist sehr gut mit praktisch jedem möglich und eine Gilde zu finden ist nicht schwer.
Steuerung
Die Steuerung ist intuitiv und unkompliziert, vergleichbar mit WoW. Das selbe gilt für das Interface, das man sich ähnlich wie in WoW selbst konfigurieren kann. Im Vor-Tutorial (eine Instanz) bekommt man das Wesentliche schonend im eigenen Tempo beigebracht und ist nicht - wie in WoW - gleich im Gewusel verloren.
Die meisten Funktionen lassen sich über Menüs und Chatbefehle aufrufen. Nur exotischere Funktionen gehen ausschließlich über Chatbefehle (z.B. die Darstellung des Helms oder der Verwandlungs-Effekte verhindern, oder der /cutemode ^^), die man sich aber als Makro ebenfalls in ein Menü legen kann. Auch die verschiedenen Modi für den Charakter, zum Beipsiel "Rollenspiel" oder "Anonym", lassen sich über Chatbefehle umschalten.
Das Spiel: Leveln
Nach so vielen negativen Punkten kommt hier endlich das dicke Plus. Das Spiel ist unglaublich umfangreich und bietet enorm viele Freiheitsgrade. Fangen wir beim Wesentlichen an:
Es gibt 2 Erfahrungsbalken und dementsprechend zwei Level. Einmal die klassischen Erfahrungspunkte, die man durch das Lösen von Quests und das töten von Monstern bekommt. Das sind die Abenteurerpunkte, für die man Abenteurer-Fertigkeiten bekommt und je nach Stufe seine Abenteurer-Klasse wählen kann. Wenn man z.B. als Proester anfängt, kann man später Druide und dann Wächter werden. Oder man wählt den dunkleren Weg und wird zum Zornesdruiden. Die Klasse bestimmt, welche Zauber und Fertigkeiten man später erlernt, und welche Waffen und Rüstungen man tragen kann.
Das andere ist die Handelserfahrung. Diese steigt, wenn man Gegenstände erschafft oder einen Beruf ausübt. So kann man zum Beispiel von Kunsthandwerker über den Ausstatter, der sich auf das Herstellen von Rüstungen spezialisiert hat, wieder weiter aufsteigen. Auch hier bestimmt die gewählte Klasse, welche Rezepte man später erlernen kann.
Je nachdem, ob man sich auf seine Handelsfertigkeiten oder auf seine Abenteurer-Klasse konzentriert, bestimmt die höchste von beiden Stufen den Hauptberuf des Charakters. Ein Charakter mit Druidenlevel 15 und Ausstatterlevel 16 ist demnach ein Ausstatter.
Zum Leveln der Abenteurerpunkte brauch ich nicht viel zu sagen. Das geht wie in jedem Spiel dieser Art: Immer wieder die selben Monster erschlagen und Quests lösen. Ich mag ja solche Spiele, bei denen man nichts außer einer Zahl neben dem Namen erreichen kann und immer wieder stupide die selben Aktionen ausführt, eigentlich nicht. Aber durch das Rollenspiel und die doch abwechslungsreich gestalteten Quests (man muss neben den üblichen sammel dies und erschlag jenes -Quests auch mal nen Schatz suchen und ausbuddeln, ein Wettrennen gewinnen, oder einfach nur die Gegend erkunden) wird man bei Laune gehalten.
Einige Quests und Monster kann man nur in Gruppen oder gar dem Zusammenschluss aus mehreren Gruppen erledigen. Kennt man ja.
Kampfszene
Die Handelsfertigkeit steigt wie gesagt durch das Herstellen von Gegenständen. Und hier gibt es so gut wie keine Grenzen! Man kann praktisch alles herstellen. Dabei geht man von den Rohstoffen, die man erst grob bearbeiten muss, dann feiner, dann mit anderen Dingen kombinieren kann, um wieder ein Teil für das große Ganze zu erhalten, bis zum fertigen Produkt. Voraussetzung für das Gelingen ist dabei ein passendes Rezept. Wenn man einmal einen Gegenstand nach einem Rezept hergestellt hat, fällt es einem bei jedem weiteren Mal leichter.
Für die Herstellung von Gegenständen braucht man eine Werkstatt mit verschiedenen Werkbänken, Tischen, Öfen und Schmieden. Dafür tritt man am Anfang einfach einer Handelsgilde bei. Später kann man sich die erforderliche Ausrüstung auch selbst kaufen, oder entsprechend höherstufigen Gilden beitreten.
Dann stellt man sich vor das richtige Werkzeug, packt das Rezept aus und legt los. (Betriebsmittel wie Kerzen, Kohle, Sandpapier etc. kann man kaufen, die Rohstoffe wie Holz, Erze, Leder etc. muss man sammeln. Notfalls kann man auch alles über einen Makler von anderen Spielern - z.B. Sammlern, Fallenstellern, oder Anglern - kaufen, was aber teuer sein kann.)
Beim Herstellungsprozess können verschiedene Dinge schief gehen, auf die man mit seinen Handelsfertigkeiten reagieren muss. Andernfalls gelingt die Herstellung nicht, oder das Endprodukt wird von niederer Qualität (es gibt bis zu 4 Qualitätsstufen), oder man verletzt sich.
Man ist dabei wieder völlig frei! Wenn man mal keine Lust auf das regnerische Wetter draußen hat (Wettereffekte!), stellt man sich in die Werkstatt und produziert irgendwas. Entweder Materialien für höherstufige Chars in der Gilde, Möbel, Nahrung, oder einfach Dinge, die man später verkaufen kann. So steigt die Handelserfahrung.
Wenn dann wieder die Sonn escheint, geht man raus und jagt Monster, Geld und Rohstoffe. Und bekommt Abenteuer-Erfahrung.
Das Spiel: Umgebung
Nach dem Tutorial kommt man in ein vorgelagertes Wohnviertel der gewählten Stadt (es gibt eine Stadt für die Guten und eine Stadt für die Bösen und Wohnviertel für die verschiedneen Rassen). Dort bekommt man ein eigenes Zimmer zugewiesen und gleich ein paar Möbel dazu, die man völlig frei in der Bude aufstellen kann.
Das Zimmer kostet natürlich Miete. Wenn man kein Zimmer haben will, muss man es nicht annehmen, allerdings gibt es nur im Zimmer die Möglichkeit, Items auf verschiedene Weise zu verkaufen: Solang man sich im Raum befindet per Direktverkauf aus dem Inventar, oder über das Lager im Haus, auch wenn man unterwegs oder ausgeloggt ist. Alle Items, die man zum Verkauf anbietet, können per Besuch gekauft werden, oder gegen Aufpreis sofort bei jedem Makler überall in der Welt.
Die Zimmer können mit Decken, Wänden und Böden verschönert werden, was jeweils vergünstigungen bei der Miete bringen kann. Möbel kann man kaufen, selber herstellen oder als Questbelohnung verdienen. Besonders schön ist es, dass man häufig Trophäen bekommt, die man in seiner Bude zur Schau stellen kann. (Dafür kann man anderen Spielern verschieden gewichtete Besuchsrechte geben - von individuellen Betrachter-Rechten Einzelner bis hin zur gleichberechtigten Wohngemeinschaft.)
Natürlich platzt das Zimmer irgendwann aus allen Nähten. Ist aber kein Problem. In der Stadt, zu der man nach der Bewerbung um die Bügerschaft Zugang hat, gibt es größere Zimmer, Wohnungen mit mehreren Zimmern, und sogar ganze mehrstöckige Häuser und Villen. Letztere eigenen sich besonders als Versammlungsraum für Gilden.
Gildentreffen im Konferenzraum unserer Gildenvilla
(Ich geh manchmal durch die Stadt und schau mit die Buden der Superreichen an, wenn die Besuchsrecht für alle gegeben haben. Manchmal hat man sogar Freundesrecht und kann die Möbel umstellen, hihi)
Außerhalb der Stadt, die in viele Stadtviertel unterteilt ist, die alle unterschiedliche Funktionen haben und zahlreiche Stadtquests bieten, befindet sich die eigentliche Welt. Die besteht aus vielen Inseln, die man über Häfen erreichen kann. Leider geht es nicht, selbst von einer Insel zur nächsten zu schwimmen, weil man gegen unsichbare Barrieren stößt.
Andere Transportmittel auf einer Insel, die ich bisher gesehen habe, sind Greifenstationen (kostenlos), Pferde und fliegende Teppiche.
Instanzen, die man nur mit der Gruppe oder gar nur alleine betreten kann, gibt es ebenfalls.
PvP
Ja, gibt es seit der Erweiterung "Desert of Flames".
Das PvP-System ist vollständig auf freiwilliger Basis gehalten. Man kann überall und jederzeit einen anderen Spieler (egal ob gut oder böse) zu einem Duell herausfordern. Dieser hat dann die Möglichkeit, zuzustimmen, oder abzulehnen. Dabei gibt es wohl zwei Arten von Duell: Die wette und der Kampf auf Leben und Tod. Nur im zweiten Fall verliert man bei einer Niederlage Erfahrung und wird mit den üblichen Strafen fürs Sterben belegt: ein Seelenanteil bleibt zurück, den man sich wieder holen muss und die aktive Ausrüstung verliert 10% an Haltbarkeit.
Außerdem soll es noch irgendwo eine Arena geben, in der offenbar freies PvP, Gildenschlachten und jeder gegen jeden möglich ist. Die hab ich aber noch nicht gefunden.
Preis
Das Spiel (auf 2 DVDs) ist mit 30 Euro für Vollversion + Erweiterung + 1 Monat Spielzeit erstmal nicht zu teuer. Das Gefühl, mit der deutschen Version auf einer Baustelle zu sein, rechtfertigt den monatlichen Preis von ca. 14 Euro meiner Meinung nach aber nicht.
Außerdem sind Erweiterungen wie Clan-Homepage, Online-Charakterprofil, Charaktertransfer etc. ebenfalls kostenpflichtig und nicht gerade billig! Jede noch so kleine Erweiterung kostet zusätzlich - ist aber optional. (Nur die beinahe täglichen Updates und die Season-Specials sind kostenlos und Pflicht.)
Bezahlt werden kann per Kreditkarte, per Gamecard (die ich allerdings bisher nur in sehr wenigen Onlineshops gesehen habe), per Bankeinzug und - was in dieser Form bisher bei keinem mir bekannten Spiel geht - per Überweisung!
Fazit
Nun, es ist ein schönes Spiel, das durchaus den Preis wert wäre, wenn da nicht...
Ich werde nach Ablauf meines 1. Monats wohl erstmal eine kleine Pause einlegen und abwarten. Wenn ich wieder Lust bekomme, werde ich meinen Account reaktivieren und sehen, ob die Baustelle inzwischen fortgeschritten ist.